Drei Jahre seines Lebens hat er im Wald verbracht, stets auf der Suche nach der Königin der Trüffeln, der Tuber magnatum Pico. Das Gesamtgewicht seiner Trüffelfunde beläuft sich auf ca. eine Tonne. Gianfranco Zigante ist ohne Zweifel der Trüffelbaron von Istrien. Unser Autor Rudolf Danner hat ihn besucht.
Autor Rudolf Danner, Fotos Foodhunter
In der Loggia seines Restaurants in Livade im Mirnatal inmitten trüffelträchtiger Laubwälder treffen wir ihn: Gianfranco Zigante, Trüffelbaron von Istrien. Er ist blendend gelaunt – nach der gestrigen Ferrari-Feier in seinem Restaurant wurde ihm die lebenslange Mitgliedschaft angeboten. Seine Marketing-Managerin Tanja Prodanovic fungiert als Dolmetscherin.
Gianfranco Zigante ist ein italienischer Name und Sie sprechen auch perfekt italienisch. Haben Sie Ihre Wurzeln in Italien?
Nein ich bin Kroate, hier geboren und auch meine Vorfahren stammen von hier. Mein Vater war übrigens kein Trüffelsucher.
Nachträgliche Gratulation zu ihrem sensationellen Fund 1999. Sie haben eine kindskopfgroße Trüffel von 1310 g zusammen mit ihrem Hund Diana gefunden. Was haben Sie gefühlt als Sie diesen Schatz aus der Erde holten?
Incredibile! Diesen Moment kann ich bis heute kaum in Worte fassen. Hund und Herrchen waren außer Rand und Band. Emotion pur!
Sie stehen seit diesem spektakulären Fund im Guinnessbuch der Rekorde und gelten als weltweit anerkannter Trüffelsucher. Das hat sicher Ihr Leben verändert.
Ja. Der Fund bescherte mir viel Medienrummel und viel Publicity. Das habe ich zu nutzen gewusst. So wurde aus einem kleinen Trifolao ein anerkannter Konzernchef. Heute bin ich befreundet mit kroatischen Staatspräsidenten, habe eine eigene Produktion von Olivenöl und Trüffelprodukten, bin erfolgreicher Restaurant- und Hotelbesitzer.
Wenn Sie sich an die letzten 10 bis 15 Jahre erinnern, welche Entwicklungen haben sich auf dem Trüffelmarkt vollzogen?
Man kann weder von einer Zu- noch Abnahme der Trüffelfunde sprechen. Das ist von Jahr zu Jahr verschieden und abhängig von Regenmenge und Temperaturen. Zum Beispiel 2006 war ein sehr gutes Trüffeljahr – aber Quantität bedeutet oft nicht Qualität. Trüffelfundplätze bleiben relativ konstant, es sei denn das biologische Gleichgewicht ändert sich durch besondere Umwelteinflüsse oder durch Menschenhand.
Gibt es einen Unterschied zwischen der berühmten weißen Albatrüffel und der aus Istrien?
Genetisch sind beide gleich, auch in Farbe und Maserung kaum Unterschiede. Die istrische Trüffel ist etwas runder mit weniger Ausbuchtungen – einfach formschöner. Letztlich aber entscheidet der Symbiosepartner.
Stimmt es, dass ein Teil der istrischen Trüffeln als teurere Albatrüffeln z.B. in Italien und Deutschland landen?
Zigante lacht und nickt.
Sie werden Trüffelbaron genannt, als Trüffelpate bezeichnet, von Neidern in die Nähe der Trüffelmafia gerückt, Trüffelmonopol wirft man Ihnen vor.
Dass zum Erfolg auch die Neider gehören ist überall auf der Welt das gleiche. Das berührt mich nicht weiter.
Auf der anderen Seite werden mit dem Titel „Re Zigante“ verehrt. Livade ist zur Pilgerstätte der Trüffelgourmets aus aller Welt geworden.
Diese Anerkennung und die vielen Besucher, aber ja doch, das freut mich sehr! Kommen Sie zum Trüffelfest Ende Oktober nach Livade, das ist ein einmaliges Erlebnis.
Dann muss er los, steigt in seinen schwarzen Geländewagen und fährt durchs Mirnatal zurück in sein privates Domizil, vorbei an den Trüffelwäldern mit den verborgenen Schätzen, die ihn weltberühmt gemacht haben. Auf wen könnte der Spruch von Andro Vid Mihicic wohl besser zutreffen als auf Gianfranco Zigante, auf Re Zigante, den weltberühmten Trüffelentdecker: „Nur die Suchenden entdecken die Wahrheit, die Schätze, sich selbst und die Welten.“