„Mehl, Hefe, Mich, Butter, Eier – mehr braucht es nicht. Bei uns kommt aber alles vom Hof.” Danach schlägt Sennerin Maridi den Teig, bis der sich vor lauter Fluffigkeit richtig breit macht. Ruhen lassen, runde Teiglinge formen. Wieder ruhen lassen. Wie lange? „Mei, so lange der Teig eben braucht“, antwortet Maridi, die bei den Zutaten nicht streng nach Grammvorgaben arbeitet. Alles nach Gefühl. Weshalb ihre frischen, hausgemachten Krapfen,die „Auszog’nen“, ein absoluter Renner sind auf der Sulzenalm-Wallehenhütte bei Filzmoos.
Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©Foodhunter
Sagenhafte Fernblicke über Wiesen und Wälder bis hin zur Bischofsmütze, Hochkönig, Tennen- und Hagengebirge und anderen Bergriesen belohnen den Anstieg zur Hütte, die auf 1.620 Metern liegt. Auch wir sind aufgestiegen, die Strecke ab der Unterhofalm war gar so steil, dass unsere Nasenspitze den alten Wurzeln der schmalen Steigs gefährlich nahe kam.
Doch die Anstrengung lohnt, dann hat man sie sich doppelt verdient, die frischen Krapfen, die mit hausgemachter Marmelade serviert werden. Nicht fettig, nicht schwer im Magen liegend, nicht zu süß. Doch ein Schnaps muss am Ende sein, hausgemacht, nach einem alten Rezept: der Zirbenschnaps. „Dafür müssen die Zapfen noch grün sein, dann geht das.“
Auch den Enzianschnaps, für den die störrischen Enzianwurzeln erst einmal der Erde abgerungen werden müssen, ist hausgemacht. „Ein Familienbetrieb”, lacht Oma Maridi, denn sie wird tatkräftig unterstützt von den bildhübschen Enkelinnen. „Bei uns legen alle Hand an.”
Dann lautes Rufen. „D’Kia Gemma!“ Die Kühe kommen, traben, stolz geschmückt mit ihren Hörnern, in den kleinen Stall, wo sich sofort zarte Frauenhände um die Reinigung der Euter kümmern – danach ums Melken. Dann dürfen die prächtigen Tiere wieder raus auf die Wiesen. Auch wir steigen ab. Leider ohne Sonnenuntergang, die Berge liegen in Regenschwaben. Doch das tut den Glücksgefühlen keinen Abbruch.