Erst 2004 kommt Bonomelli mit dem ersten Olivenöl auf den Markt. Heute spielt die kleine Manufaktur am Gardasee in der Liga der besten Olivenöle, was die Auszeichnungen in den Regalen der „Oliothek” eindrucksvoll zeigen.
Autorin Sabine Ruhland,
Fotos ©Foodhunter
P aolo Bonomelli entstammt einer Industriedynastie, weshalb er sich 1990 den Luxus von 15 Hektar Olivenhain in bester Lage am Ostufer des Gardasees gönnt.
Luxus deshalb, weil Olivenbäume erst nach vier Jahren erste Früchte tragen und erst nach 10 Jahren reiche Ernte schenkten.
Luxus deshalb, weil hier alles Handarbeit ist und sich keine Rüttelmaschinen an den Stämmen der Bäumen vergreifen.

Wer das Öl kosten und kaufen will, der muss sich auf den Weg machen, in die Hügel von Torri del Benaco.
Die Lage über ist traumhaft, hoch über dem Ort mit Blick auf den See.
Das große eiserne Tor öffnet sich nach Voranmeldung, kleine Treppen führen in die „Oliothek“. Ein Raum mit Aussicht und mit Blick auf die vielen Auszeichungen.
Olivenöl von Polo Bonomelli gehört zu den besten Olivenölen der Welt.

Drei blaue Gläser stehen vor uns. Die Farbe Blau verhindert, dass sich Tester von der Farbe leiten lassen.
In blauen Gläsern wird das Öl „farblos“, so dass Nase und Gaumen die einzig verlässlichen Geschmacksprüfer sind.
Sechs verschiedene Olivensorten gedeihen in der „Boutique Olive Farm“ von Bonomelli, darunter regionaltypische Sorten wie Casaliva und Favarol sowie seltene autochthone Sorten wie Trep und und Fort.
10.000 Liter Olivenöl liefern die 5000 Bäume, die einzeln und von Hand ihrem individuellen Reifeprozess entsprechend geerntet werden. In den Regalen lagern die Ordner mit den Zetteln der Erntehelfer. Wann wurde welcher Olivenbaum von wem geerntet?
Ein immenser Aufwand. Foodhunter fällt angesichts dieser Leistung der Slogan ein: «If we would take it any further each oliv would have a name»
2014 war aufgrund des Wetters und des vielen Regens kein optimales Jahr. Nur 7.000 Liter konnte Bonomelli gewinnen. Die sind längst ausverkauft. „Ist es heiß und trocken können wir gießen. Regnet es viel, können wir nichts machen.“ Begierig warten Kunden weltweit auf die neuen Ernten, hoffen auf gutes Wetter und reichen Ertrag.

Wir testen die klassische Serie: Ca’Rainene Classico, Ca’Rainene Garda Orientale DOP und Ca’Rainene Monovarietale Drizzar Garda D.O.P.
Zunächst das Glas in der Hand gut anwärmen, damit alle Aromen in die Nase strömen können.
Das Classico Olivenöl duftet nach Wiese und Gräsern, ist mild auf der Zunge und schenkt dem Hals nach dem Schlucken eine angenehme, eher milde Schärfe. „Halb bitter, halb scharf“, erfahren wir. Das mittelfruchtige Öl zeigt elegante Fruchtnoten von Birnen, Bananen, Mandeln und Basilikum.
Weitaus größer ist unsere Begeisterung für Drizzar (übrigens der alte lokale Name für Casaliva), denn dieses Öl mit Noten von grünen Mandeln und frisch gemähtem Gras kokettiert erst mit einer süßen Milde am Gaumen, um nach dem Schlucken seine Schärfe emporsteigen zu lassen. Es passt vorzüglich zu rohem oder gegrillten Fisch, Fleisch, zu gegrillten Gemüse oder Suppen.
Das Olivenöl „TreFórt“ ist der Grand Cru der Bonomelli Olivenöle.
Nur 1.000 nummerierte Flaschen und Verkauf nur nach Reservierung. TreFórt wird aus den in Vergessenheit geratenen Sorten Trep und Fort gewonnen, die Paolo Bonomelli wiederentdeckt hat. Ist TreFòrt mild und weich für die einen, empfinden andere es eher als bitter und mit angenehmer Schärfe. Mit ca.40 Euro für 250 ml kein Alltagsöl, aber so interessant, dass sich eine Kostprobe durchaus lohnt.

Paolo Bonomelli Olivenöl
Via per Albisano 95,
37010 Torri del Benaco (VR) Italy.
Besichtigungstour mit Verkostung (nur nach Anmeldung)
