Seinen eigenen Wein hält Kai Schätzel auf unserem Foto nicht in der Hand, sondern den seines Kollegen Johannes Hasselbach vom Weingut Gunderloch. „Ziel ist es doch, die Lage „Roter Hang“ in den Fokus zu rücken“, lacht Schätzel, Winzer des Jahres 2015. Neue Generation, neues Denken, weniger Technisierung, enge Zusammenarbeit – 29 Weingüter rund um Nierstein lassen die Lage „Roter Hang“ wieder weltweit leuchten.
Autor Sabine Ruhland, Dirk Vangerow, Fotos ©foodhunter
„Wir sind alle Qualitätsfanatiker, gehen bewusst in den Steilhang, um das Beste herauszuarbeiten. Dabei stellen wir nicht nur die Frucht in den Mittelpunkt, sondern den Charakter des felsigen roten Tonsandsteins. Unser Ziel ist es, dass die Lage Roter Hang, wie schon vor 120 Jahren, absolute Spitzenweine hervorbringt.“
Für dieses Ziel haben sich Kai Schätzel und 28 weitere Winzer zusammengeschlossen, arbeiten eng zusammen, teilen Erfahrungen, Gerätschaften und auch Manpower, organisieren gemeinsame Events, Weinproben und Winzerfeste.
„Felix Peters traut sich was“, sagt Schätzel
„Definition Lage“, bekräftigt Kai Schätzel und schenkt uns einen St. Anthony Pettenthal 2014 Großes Gewächs ein, von dem auf dem Markt kaum noch eine Flasche zu finden ist. Ein großartiger Riesling.
„Felix Peters traut sich was“, erklärt Kai Schätzel. „Er hat hochwertigste 228 Liter-Holzfässer in Frankreich gekauft, in denen er vorher einen Chardonnay vergärte und es damit geschafft einen wundervollen, frischen und facettenreichen Pettenthal Riesling herzustellen, der das Holz komplett verschlungen hat.“
Wir sind auf der Fockenberghütte mit Blick auf Rhein und Nierstein. Mama Schätzel versorgt uns mit der richtigen Grundlage, mit selbst gemachten Wurstpezialitäten und „Sektschnecken“, die an Mini-Flammkuchen erinnern.
Carolin Spanier-Gillot – weiblicher „Winzer des Jahres“
Ein Kühling-Gillot kommt ins Glas, 2015, VDP Ortswein. Gelbe reife Frucht, gebündelte Mineralität, viel Kraft, reines Terroir. Ein „Frauenwein“, denn seit 2002 führt die hübsche Carolin Spanier-Gillot den Betrieb. Die Ökologin und zweifache Mutter wurde zum ersten weiblichen „Winzer des Jahres“ gekürt.
Schätzel kommt ins Glas, beginnend mit dem ReinWeiß, einem trockenen Gutswein aus Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau. Ein RheinWein. Es folgt der KabiNett mit schiefertypischer Spannkraft und Mineralität, der als Leichtgewicht mit nur 8,5 vol % unglaublich viel Körper besitzt. Das Flaggschiff aus dem Weingut Schätzel ist aber der Pettenthal VDP Großes Gewächs. mit 11,5 vol. %, der uns so begeistert, dass wir Kai Schätzel ins Weingut begleiten, die Keller inspizieren und ein bisschen mehr erfahren möchten.
.Der Rote Hang bildet den Steilabfall des rheinhessischen Plateaus an der Grenze zwischen dem Mainzer Becken und dem Oberrheingraben. Hier treten rote Ton- und Sandsteine aus der Zeit des Rotliegenden (subtropisches Klima vor rund 280 Mio. Jahren) an die Oberfläche. Die rote Farbe ist auf Eisenverbindungen zurückzuführen, die sich unter den subtropischen Klimaverhältnissen gebildet haben. Durch den Druck der Erdbewegungen entstand aus Tonschlamm Tonstein und aus Sand Sandstein. Dieser rote Tonschiefer und das Mikroklima am Rhein verleihen den Weinen des 120 ha großen Weinbaugebiets „Roter Hang” (30 % davon große Lage) einen einzigartigen Charakter. Heute heißen die namhaften Lagen: Pettenthal, Hipping, Brudersberg, Oelberg, Schloss Schwabsburg, Rehbach, Glöck, Orbel, Rosenberg, Auflangen, Kranzberg und Heligenbaum.