Es ist und bleibt die ultimative Auszeichnung für Köche – ein Stern von Guide Michelin. Drei an der Zahl sind eine Herausforderung, denn „sie sind nicht das Ziel, sondern der Beginn einer konstant hohen Leistung, die es zu erbringen gilt”, wie es Kevin Fehling ausdrückt. Er spielt schon lange in der Top-Liga der 3-Sterne. Jetzt ist zu den insgesamt „Big 9” in Deutschland aus dem Stand ein 10ter hinzugekommen: Jan Hartwig. Da flossen Freudentränen.
Autorin Sabine Ruhland, Fotos © foodhunter
Wir kennen ihn aus dem Münchner Restaurant Atelier im Bayerischen Hof, dem er bereits drei Sterne erkocht hatte und aus der Zusammenarbeit mit dem Münchner foodhunter-Kochbuch. Dann der Ausstieg aus der Sicherheit des Luxushotels und das Wagnis eigenes Restaurant. Dass er für diesen Mut und aus dem Stand für sein „Jan” jetzt drei Sterne holt, ist allerdings bemerkenswert. „Natürlich habe ich auf eine Auszeichnung gehofft, sagt Jan Hartwig, „aber gleich drei Sterne, das ist unglaublich!”
Konkurrenz und Neid unter den Köchen – Fehlanzeige. Christian Jürgens (Überfahrt, 3 Sterne) brachte es bei seiner Rede auf den Punkt. „Wir müssen zusammenhalten und gemeinsam alles tun, damit der Beruf des Kochs für junge Leute attraktiver wird, uns einsetzen für bessere Arbeitszeiten und gute Bezahlung. Wenn ich heute meine jungen Kollegen sehe – 34 neue ambitionierte Chefs mit einem Stern – freue ich mich sehr, denn einige haben auch bei mir gelernt. Das zeigt, was mit einer guten Ausbildung zu erreichen ist.”
Kollege Christian Bau (3 Sterne) sieht es ebenso und ist gerührt, als er mit dem „Mentor Chef Award” des Guide Michelin geehrt wird. Auch einige seiner Schützlinge sitzen im Publikum, geschmückt mit der weißen Kochweste, auf der ein Michelin-Stern prangt. – Dieser ist uns persönlich allerdings ein Dorn im Auge. Das neue Logo mit Herzchen wirkt kindlich und erinnert mehr an eine Kosmetiklinie als einen internationalen „Chefs Oscar”.
Doch der Inhalt entscheidet und da schneidet auch Gastgeber Karlsruhe gut ab. Das Restaurant „Sein” erhält zwei Sterne und ist damit das erste 2-Sterne-Restaurant in Karlsruhe. Dazu zwei neue 1-Sterne Restaurants: das Garbo im Löwen (Eggenstein-Leopoldshafen) und das Markos in Weingarten. Was uns auch besonders freut, ist der Aufstieg von Daniel Schimkowitsch, der das L.A. Jordan im Hotel Ketschauer Hof (Deidesheim) in den 2-Sterne-Himmel katapultierte. Ebenso wie Thomas Kellermann das Gourmetrestaurant Dichter in Rottach-Egern.
Mehr und mehr in den Fokus rückt der grüne Stern für Nachhaltigkeit. Sage und schreibe 16 neue Restaurants erweitern die Liste in diesem Jahr. Insgesamt kann Deutschland nun auf 72 nachhaltige Genussadressen blicken – darunter das Erasmus in Karlsruhe.
Die aktuelle Liste der Guide Michelin Sterne 2023 finden Sie hier.