Die Vorfreude auf die kommende Saison zieht die Golfer bereits ab Februar in Scharen in den Aldiana Club Andalusien. Wir sind eigentlich keine Freunde des Cluburlaubs, doch Aldiana startet hier das Pilotprojekt „plastikfrei“. Das erweckt unsere Neugierde – und hat nebenbei auch unsere Meinung vom Cluburlaub revidiert.
Autor Sabine Ruhland,
Foto oben: Steven Leuchte (re.), Souschef Paco, Foto ©foodhunter
Clubchef Gunther Tax lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Andalusien. „Meine Heimat bleibt Österreich“, sagt der Steirer, „aber mein Zuhause ist Andalusien.“ Tier- und Umweltschutz liegen ihm am Herzen, seit Jahren engagiert er sich für den VGT, Verein gegen Tierfabriken, rettet verletzte Tiere, die in Andalusien sonst sofort in Tötungsstationen landen, vermittelt herrenlose Hunde und lässt die beiden zugelaufenen Hotelkatzen gewähren, die sich schmusig, aber nicht bettelnd unter die Gäste mischen. „Die müssen nicht betteln, die haben ihre eigenen Futterstellen bei uns.“
„Allein der Aldiana Club Andalusien kann in einer Saison – das sind neun Monate – 225.000 Plastikflaschen einsparen.“
Der Strand direkt vor dem Hotel gehört zu den schönsten Spaniens. Strenge Baurichtlinien für Hotelanlagen und große Abstände zwischen den Hotelanlagen garantieren größtmögliche Naturbelassenheit. Dennoch entdeckt das geübte Auge Plastikreste im Sand. „Wir starten im Aldiana Club Andalusien das Pilotprojekt „plastikfrei“. Unsere Gäste bekommen beispielsweise bei der Ankunft eine Trinkflasche, die an den Wasserspendern – wir haben extrem gutes und wohlschmeckendes Trinkwasser – jederzeit aufgefüllt werden können. 225.000 Plastikflaschen kann dadurch alleine unser Club einsparen.“ Auch Strohhalme an der Pool Bar werden nur noch auf Anfrage verteilt und sollen bald ganz verwunden sein.
„Region, Provinz, Spanien, länderübergreifend.
Nach dieser Reihenfolge beziehen wir unsere Lebensmittel.”
Am Buffet ist Plastik ohnehin verschwunden. Alles ist in Gläsern, Schüsseln oder Glasflaschen, Wurst und Käse werden regelmäßig aufgefüllt, statt in Massen platziert zu werden. Gekocht wird à la minute – dafür warten die Gäste gern paar Sekunden länger. Gunther Tax hat sein Team gut geschult und lebt es selber vor.
Gleiches Engagement gilt für den Wareneinkauf. „Region, Provinz, Spanien, außerhalb. Nach dieser Reihenfolge beziehen wir unsere Lebensmittel. Ich bin selbst mit meinen Einkäufern unterwegs, um Lieferanten zu finden, die nachhaltig und tiergerecht produzieren.“
Gourmetteller adeln das Buffet
Vorbei die Zeiten, in denen matschige Zutaten die Buffetteller füllten. „Vor 20 Jahren, ja da waren Clubs und Hotelketten bekannt für fettes Essen und Zutaten aus der Dose. Das hat sich gewandelt“, sagt Küchenchef Steven Leuchte, der seit zwei Jahren im Aldiana Club Andalusien arbeitet, die halbe Welt bereist hat und in Neuseeland, Australien und Vietnam als Küchenchef unterwegs war. Auch er inzwischen ein begeisterter Andalusien-Fan. „Für mich ist hier das Paradies Europas – kulturell und kulinarisch.”
Kann sich ein Küchenchef am Buffet überhaupt professionell beweisen? „Mit Kochen alleine ist es bei Betrieben dieser Größe nicht getan. Wirtschaftliches Handeln, Wareneingangs- und Ausgangskontrolle, Hygienevorschriften. Manchmal fühle ich mich mehr als Manager. Dennoch kommt Kochfreude nicht zu kurz, denn wir haben die Gourmettellern eingeführt. Am Abend wird den Gästen ein komplettes Gericht serviert – jeweils mit Fleisch, mit Fisch oder als Aryuveggie. Wie in einem klassischen Restaurant bekommt der Gast dann beispielsweise Barschfilet auf rotem Quinoa mit Mango-Chili-Sauce.”
Den Wareneinkauf nimmt er genau, kalkuliert exakt – lebt wie Clubchef Gunther Tax für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Alles wird für die Buffets in Handarbeit in verschiedenen Küchenstationen gefertigt: Salatvorbereitung, Fleischzuschnitt, Fisch filetieren, Desserts vorbereiten, Brot und Kuchen backen …
„Die Spanier sind extrem streng, was Qualität und Nachverfolgbarkeit betrifft. Wir müssen von jeder Speise eine Probe 72 Stunden im Kühlhaus aufbewahren und müssen alle Zutaten nachweisen. Erst heute wieder hatten wir eine Kontrolle und das ist wahrlich kein Spaß. Die Gesetze sind hier streng, auch was Fangverbote und Schonzeiten betrifft. Helikopter patrouillieren über den Küstengewässern. Jetzt ist gerade Fangverbot für Thunfisch, also bekommen wir unseren aus Galizien, Costa Da Morte.”
Spezielle Menüs im Flosse Kinderclub – würden nicht die Eltern nach Pommes, Pizza und Pasta schreien …
Im Kinderclub Flosse sind die Kleinen bestens aufgehoben, dürfen auch gemeinsam das Abendessen einnehmen. Eine Stunde vor dem offiziellen Abendessen der Großen. Gemeinsam im eigenen Speisesaal und mit ausgewogener Kost. Klappt aber nicht immer, die Eltern holen gerne die Sprößlinge zum Abendessen dazu. Dann wird dem Nachwuchs Pommes, Pasta oder Pizza auf den Teller gelegt.
Die Leidenschaft fürs Tun spürt der Gast – manchmal, nicht immer.
Gäste mehr einbinden kann nicht schaden.
Ein Cluburlaub, der dank unserer journalistischen Hartnäckigkeit intimer war als bei „normalen“ Gästen, einen Blick hinter die Kulissen erlaubt und viele Information geliefert hat. Das schafft Nähe und Vertrauen und revidiert so manche Meinung, wie die unsere, dass Cluburlaube etwas für Nicht-gerne-gut-Esser wären. Sicherlich würden es viele Gäste begrüßen, wenn es Küchenrundgänge in kleinen Gruppen gäbe, mehr Austausch mit den Köchen, mehr Information zu den einzelnen Lebensmitteln oder Food-Touren zu den zahlreichen Märkten. Wie dem Mercado Cetral de Abastos de Cádiz, der schon angesichts seiner reichen Fischauswahl ein unvergessliches Erlebnis ist.
Aldiana Club Andalusien
Hotel Vela S.L Urbanización Novo Sancti Petri s/n,
11130 Chiclana de la Frontera, Cádiz, Spanien
www.aldiana.com/de-de/andalusien