Die Nachricht schlug vor einigen Jahren ein wie eine Bombe: Dirk van der Niepoort verlässt sein Familienweingut Niepoort in Portugal und gründet mit dem Weingut Lothar Kettern das Projekt FIO an der Mittelmosel. Der Name des deutsch-portugisieschen Joint-Ventures ist portugiesisch und bedeutet übersetzt der Faden. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, Dirk van der Niepoort bleibt im Familienunternehmen. An den Plänen zum Mosel-Joint-Venture ändert das nichts.
Autor Sabine Ruhland, Fotos ©Foodhunter
Die „Ausgangslage“ könnte nicht besser sein, denn das Familienweingut Kettern besitzt u.a. einige der allerbesten Parzellen der Steillage ‚Goldtröpfchen‘ – weltweit berühmt als legendärste Piesporter Lage. Seit 2009 liegen die Geschicke des Weinguts in den Händen von Philipp Kettern, der – wie viele Jungwinzer an der Mosel – einen neuen Kurs bestimmen möchte. Er erhöht nach und nach die Anbaufläche, setzt dabei ausschließlich auf Steillagen und Spontangärung im Keller.
Auf der Suche nach einer neuen Handschrift findet er in Dirk van der Niepoort prominente Unterstützung. 2012 zeigen die beiden das Ergebnis: den Mosel-Riesling FIO, spontan vergoren, zwei Jahre ohne Schwefel im großen Holzfass ausgebaut, nur zur Füllung leicht geschwefelt. Hochachtung seitens der Kritiker und gespannte Erwartungshaltung. 2013 folgte der „Philipp“ Riesling trocken und wurde zum „besten Weißwein der Mosel“ gekürt (Mundus Vini).
Zu Füßen des „Piesporter Goldtröpfchen“
Wir parken wir am Ufer der Mosel, unterhalb des Piesporter Goldtröpfchens. „Ketterern besitzt einige der wenigen Steillagen, die bis ans Flussufer reichen“, erklärt Daniel Niepoort, der kesse Sprössling, der sich längst an der Mosel heimisch fühlt und einen großen Beitrag für die Qualität des Weines leistet.
Wir wandern das Ufer entlang, erklimmen die Felsen um schließlich in einem überdachten Freisitz den Charakter der Weine erleben zu dürfen. Alles beginnt mit einem Madera, der in Konsistenz und Farbe einem gereiften Balsamessig gleicht. „Es braucht besondere Gäste, damit mein Vater eine solche Flasche öffnet“, lächelt Daniel Niepoort beim Einschenken und lässt es sich nicht nehmen, das letzte Tröpfchen in der Karaffe wieder mitzunehmen. „Meiner!“ Wie war das doch gleich mit der Muttermilch …
Dem schweren Einstieg folgt die Leichtigkeit. Cabi-Nett 2014, würzig, fruchtig ohne viel Alkohol. Parallel verkosten wir den 2015er, noch aus der unetikettierten Flasche. Ein Knaller und unser absoluter Liebling.
Ein eigenes FIO Weingut gibt es noch nicht. Aber geplant. „Sicherlich werden wir bald ein eigenes Weingut mit eigenen Gebäuden und eigenen Rebflächen aufbauen“, sagt Dirk van der Niepoort. Wir sind ziemlich sicher, dass FIO eine mondäne Repräsentanz der Moselweine werden wird.