Gotland

Inselparadies für Gourmets

Eine knappe halbe Stunde dauert der Überflug mit der Propellermaschine von Stockholm nach Gotland. Die Insel ist ein TV-Star, uns gut bekannt aus der Kinderserie Pippi Langstrumpf und den Krimiserien „Der Kommissar und das Meer“ oder „Maria Wern“. Gotland ist auch beliebtes Reiseziel der Schweden selbst, ähnlich wie Sylt für die deutschen Urlauber. Vor allem im Juli und August sei es brechend voll, erzählt uns Gotländerin Wenche Solberg. Kaum noch Platz an den bekannten Sandstränden und  Touristenkarawanen, die durch die pittoreske Altstadt von Visby wabern.

 

Gotland gilt als sonnenreichster Fleck Schwedens

 

Von Menschenmassen ist bei unserem Besuch nichts zu sehen. Im Gegenteil, fast ausgestorben scheint das Städtchen während das Taxi übers Kopfsteinpflaster ruckelt. Die Sonne zieht sich blutrot ins Meer zurück – es ist 15.30 Uhr und Mitte November. Wir haben ihn leider verpasst, den traumhaften Sonnentag, wolkenlos schön und Paradebeispiel für das Ranking, das Gotland seit Jahren in Schweden anführt: außerhalb der Sommermonate zu den drei Orten mit den meisten Sonnenstunden zu gehören.

 

Genialer Coup: Trüffelfestival

 

Das pittoreske Visby  (man spricht es mit langem iiiii) ist eine magische Kulisse mit Ruinen alter Kirchen und geborgen hinter einer Stadtmauer, die mit über drei Kilometern Länge zu den am besten erhaltenen Stadtbefestigungen in Europa gehört. Im Kern erwarten uns zahlreiche kulinarische Entdeckungen, gekrönt vom Trüffelfestival im November. Ein genialer Marketing-Coup des Tourismusamts – Feinschmecker erwecken den Ort für einige Tage aus seinem Winterschlaf. Trüffelpartys, Trüffelmenüs in den besten Restaurants, Trüffelsafaris.

Dass sich die inseleigene Ausbeute an Trüffeln mit Italien oder Frankreich nicht vergleichen lässt, ist einerlei. Wenn’s nicht reicht, wird zugekauft. Hauptsache die Gäste genießen mit Freude und Leidenschaft, was schwedische Spitzenköche offerieren.

So entdecken auch wir Gotland zu einer Zeit, die wir ansonsten nicht als Reisezeitraum gewählt hätten – und verfallen ihr trotzdem. Gotland, das ist ein kulinarisches Insel-Paradies, noch relativ unentdeckt, mit ambitionierten Köchen und umwerfender Gastfreundschaft. Der erste Flirt mit der Insel weckt Begehrlichkeit.

 

Insidertipps

Kitchen & Table / Saluhall & Bar

Marcus Samuellson war lange Zeit in Manhatten. Zurück auf Gotland weiß er mehr denn je zu schätzen, was die Insel bietet: Natur pur, Trüffel, Spargel, Bärlauch in Hülle und Fülle  und eine herausfordernde kulinarische Spitzenklasse, denn auf Gotland gibt es mehr Restaurants pro Kopf als anderswo in Schweden.
Im altehrwürdigen Clarion Hotel hat er sein „Kitchen & Table“ und serviert Bodenständiges:  je nach Jahreszeit raffinierte Gerichte aus Kohl, Veggie Burger oder Pizza mit Trüffelmayonnaise. Dazu immer eine Prise New York. Kitchen & Table, Clarion Hotel, Strandgatan 6, 62124 Visby.

Genau unser Ding! Das Fischlokal an der Ecke, mittags proppenvoll, die Auslage mit dem frischen Fisch bereits zur Hälfte geleert. Was weg ist, ist weg. Für den täglich frischen Nachschub sorgen die Brüder Jens und Peder Jessens. Der dritte im Bunde ist Simon Jessens, den man nur selten ohne Kappe und noch seltener ohne Lächeln im Gesicht antrifft. Hochtische an den Fenstern, auf dem kleinen Podest eng gestellt 4er Tische. Geselliges Treiben und dazu die legendäre Fischsuppe – perfekt! Mo-Sa ab 11 Uhr. Saluhall & Bar, Hästgatan 19, 62156 Visby

Trüffelfestival Gotland

Jedes Jahr im November

  • Foto ©Thomas Gedminas

Kirche, Küche, Party

Alles Trüffel

Trüffel Afterwork Party. Während des Trüffelfestivals trifft sich ganz Visby immer freitags an der Bar des Clarion Hotels. DJ’s, feine Cocktails, eine ausgelassene Stimmung und ein Buffet mit kleinen Trüffelspezialitäten.– Nur eine von vielen Veranstaltungen rund um das Trüffelfestival, das jedes Jahr mehr Gourmets auf die schwedische Insel lockt. Die Restaurants bieten Trüffelmenüs, die Waldbesitzer Trüffelsafaris, die Bierbrauer Trüffelbier und die Trüffelakademie ein 6-Gang-Trüffeldinner der Superlative.

Hop Shed Brewery

Spezialität Trüffelbier

Zitrone, Mango, Piri Piri oder Trüffel

Kreatives Craft beer made in Gotland

Es ist zehn Minuten vor 12 Uhr. Rob Boughs (li, Foto oben) steht hinter dem Tresen im kleinen Verkostungsraum seiner Brauerei Hop Shed. 2013 begonnen, gehören er und sein Team heute zur herausragenden schwedischen Craftbeer-Szene, haben sich mit dem Trüffelbier (saisonal), dem CitraBomb Pale Ale oder dem Mango Pale Ale längst einen Namen gemacht.

„Wir müssen noch warten“, lächelt er und deutet auf die Tafel neben der Tür. Ab 12 Uhr ist offiziell der Ausschank erlaubt, die Flächen, innerhalb derer Bier getrunken werden darf, akribisch auf dem Plan eingezeichnet. Dabei sind wir auf dem Land, nichts als Felder und Hühner um uns herum. „Egal, die Vorschriften in Schweden sind streng. Vor 12 Uhr dürfen wir nichts ausschenken.“

Brauen erst in der Küche, dann im umgebauten Hühnerstall (Shed = Schuppen) – so ging es los. Im Schuppen nebenan wird abgefüllt und etikettiert. Handarbeit und kleine Chargen. Das hat seinen Preis, 36 Kronen kostet eine Dose Hop Shed Bier (0,33 l), umgerechnet 3,45 €. Doch wir sind in Schweden – Alkohol ist hier einfach teurer.

Inzwischen reicht den Jungs der Platz nicht mehr. In Visby haben sie eine Immobilie gefunden, Standort für die neue Brauerei. Dann endlich ist es 12 Uhr und wir bekommen einen schaumigen Eindruck von der Kreativität der Brauer.

Die Hop Shed Brewery ist Kult auf Gotland und wird in zahlreichen Restaurants uns Bars ausgeschenkt.  Besonders erfrischend und unser persönlicher Favorit CitraBomb!

Bakfickan, Stora Torget 1, Visby

Täglich ab mittags durchgehend geöffnet - ein wundervoll legeres Fischrestaurant

Pittoreskes Visby

Nostalgie in der Nebensaison

Trüffelsafari auf Gotland

Kleine Ausbeute, großes Vergnügen

Insidertipps

Wenche Solberg lebt auf Gotland und hat uns einige ihrer Lieblingstipps verraten

Bolaget

Gottfrid und seine Spitzenküche

Bolaget

Genuss in bester "Gesellschaft".

Von außen ist die Halterung der „fehlenden Buchstaben“ noch erkennbar: Systembolaget stand einst über der Tür – die Bezeichnung für ein staatliches Unternehmen in Schweden, das ein Monopol auf den Einzelhandel von Getränken über 3,5 % vol Alkohol hat. 

Bolaget alleine bedeutet Gesellschaft und ihr Vorsteher ist Gottfrid Sigsarve. Cooler Typ mit nordischem Wikinger-Charme, rotem Bart und mit jeder Menge Tattoos. Dass dieser sympathische Schwede unfassbar gut kocht, konnten wir beim abendlichen Trüffelmenü erfahren. Sein Dessert mit Trüffelschokolade erwies sich als Offenbarung. Sein Restaurant Bolaget erweist sich als solche nicht mnder … Bolaget, 16 Stora Torget, Visby. www.bolaget.fr

Salmbär

Nur auf Gotland

Salmbärssylt Marmelade findet sich überall auf Gotland und man darf sich durchaus hinreißen lassen, zuzugreifen, denn die Spezialität ist einmalig. Eine Brombeerart die, welch Wunder, nur auf Gotland gedeiht. – Weshalb sie auch eines der Lieblingsdesserts verfeinert: Saffranspannkaka mit Salmbärssylt und Sahne. Hier das Rezept für Safranpfannkuchen
ZUTATEN: 60 g Rundkornreis, 150 ml Schlagsahne, 350 ml Milch, etwas Salz, 1-2 EL Butter, 2 EL Zucker, 1/4 TL Safranfäden, 2 Eier, gehackte Mandeln, nach Belieben etwas Zimt und/oder etwas abgeriebene Zitronen- oder Orangenschale

Zubereitung: Milch und Sahne aufkochen. Reis, Salz und Butter zugeben, bei schwacher Hitze 40 min köcheln lassen. Gelegentlich umrühren. Abkühlen lassen..Zucker, Safran, Mandeln und Eier hinzufügen und die Masse in eine gebutterte Form geben. Bei 200 °C ca. 35- 45 Minuten im Ofen backen. Mit Sahne und Salmbärssylt servieren.

 

Noch mehr Genießertipps

Essen, Einkaufen, Übernachten