Das Häussler Backdorf liegt im oberschwäbischen Heiligkreuztal, irgendwo zwischen Stuttgart, Ulm, Memmingen. In der Pampa wie der Städter sagt, denn über Stock und Stein, bergauf, bergab winden sich die Straßen. Weshalb die Häusslers auch die GPS Daten angeben: Länge 009° 24′ 09”, Breite N 048° 07′ 57”. Das alles hält die Kunden nicht ab. Zu Häussler ins Backdorf kommen sie aus allen Teilen Deutschlands und der Schweiz.
Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Überall duftet es. Nach frischem Brot, Flammkuchen, Gebäck. Irgendein Ofen glüht immer im 1.500 qm großen Verkaufsraum, liebevoll Backdorf genannt.. Bei unserem Besuch an einem normalen Wochentag geht es rege zu: Familien, Back-Freundinnen, einzelne Herren, zwei Gastronomen, der Marketingchef einer Schweizer Lebensmittelkette. Dieser Ansturm auf das “entlegene” Backdorf kommt nicht von ungefähr, denn der Familienbetrieb präsentiert die modernen Freuden der Back- Grill- und Kochkunst.
Steinbacköfen, Holzbacköfen, Räucherschränke, Grills, Holz-Küchenherde, Getreidemühlen, Teigknetmaschinen, Nudelmaschinen, Mehlsorten aller Art, darunter auch Kamut und Emmer. Hierher kommt wer sich den Traum vom Holz- oder elektrischem Steinbackofen erfüllen will.
„Wir könnten hier ein Hotel eröffnen und ein Restaurant, aber wer soll die Arbeit übernehmen?” Rosemarie Häussler sieht es mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn kein Personal ist zu finden. „Wir haben gerade mal zwei Prozent Arbeitslosigkeit in der Region.” Schwäbische Wertarbeit, hier ist sie zu finden, denn gleich neben dem Backdorf und dem Außengelände liegt die 4.500 qm große Produktionsstätte. 30 Mitarbeiter und höchster Standart bei den Produkten. „Auf Wunsch zeigen wir dem Kunden die Fertigung.”
Foodhunter und die “pasta presto”
In München auf einer Messe haben wir sie kennengelernt: Adelinde Häussler, die gute Seele des Familienbetriebs. „Ohne Mama geht nichts”, lacht die Juniorchefin. „Wenn sie da ist, dann sind die Kunden glücklich.” So machten wir Bekanntschaft mit Häussler und der elektrischen Nudelmaschine. „Nudeln bestehen meist aus Hartweizengrieß und Eiern. Aber heute verträgt nicht jeder jedes Mehl. Also haben wir Maschinen entwickelt, die jedes Mehl gleichermaßen perfekt zu feinem Pastateig verarbeiten. Reismehl, Maismehl, Kastanienmehl, Buchweizenmehl, Vollkorngrieß, Pasta mit oder ohne Eier und individuell zu variieren wie z. Bsp. durch die Zugabe von Kräutern, Gewürzen, Tomatenpulver oder Chili.”
Foodhunter erinnert sich an die vielen Versuche mit diesem vermaledeiten Pasta-Teig, der mal glückte und mal nicht, mal zu trocken war oder zusammenklebte, die Küche in einen “hängenden Spaghettiwald” verwandelte. Jetzt gibt es die Traum-Pasta in wenigen Minuten.
Bavette, Conchiglie, Tagliatelle, Fusilli, Gigli, Mafaldine, Orecchiette, Radiatori … die Bronzematritzen lassen sich im Nu austauschen, so dass aus nur einem Teig jeder seine Lieblingsform bekommt.
„Wir können sogar für Kunden Logos als Matritze anfertigen oder andere Wünsche erfüllen, kleine Tiere, Sterne. Alles ist möglich”, sagt Rosemarie Häussler.
So einfach geht’s: Mehl in die Maschine schütten, Eier gut verquirlen und langsam zugeben. Die Maschine insgesamt ca. 8-10 Minuten laufen lassen. Hat sich die Masse in einen streuseligen Teig verwandelt wird die gewünschte Bronze-Matritze flugs aufgeschraubt und schon kommt die Wunschpasta heraus. „Trafilati al Bronzo” bezeichnen die Italiener ihre Spitzennudeln wie Monograno von Felicetti oder La Molisana. „Die Pasta ist trocken, wenn sie herauskommt. das heißt, Sie müssen sie nicht mehr mit Mehl bestäuben und trocknen lassen.”
Foodhunter im kreativen Pastaglück. Bärlauchpesto zugeben oder Rote Bete Saft, Chilischärfe oder Schokoladensüße, Wasabigrün oder Tintenschwarz, Himbeerrosa oder Kürbisorange. Plötzlich kommt das Ristorante nach Hause und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.