Peppi Öttl ist der Inbegriff eines Südtirolers, naturverbunden, leidenschaftlicher Genießer und stets mit einem Lächeln im wettergegerbten Gesicht. Seit er den einst verwahrlosten, am steilen Hang gelegenen Garten seiner Großeltern wieder in Schwung gebracht hat – eine Schinderei oft nach langen Arbeitstagen während des Berufslebens – ist er zum begehrten Lieferanten geworden. Restaurants und Privathaushalte können es kaum erwarten, bis seine Ernte reif ist.
Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Hoch über Vahrn liegt der Bergweiler Schalders, ein beschauliches Örtchen im gleichnamigen Tal, durchzogen vom Schalderer Bach, der auf 2.200 Metern entspringt, erfrischende Kühle ins Tal bringt und in dem selbst Flusskrebse zu finden sind.
Der Schladerer Bach gilt nicht nur als einer der schönsten Gebirgsbäche Südtirols, sondern ist auch als Naturdenkmal ausgewiesen. – „Hier ist die Luftqualität so gut, dass man operieren könnte, haben die Biologen über unser Schalderer Tal mit seinem Gebirgsbach gesagt”, freut sich Peppi Öttl, dessen Garten nur wenige Meter vom Bach entfernt liegt.
Noch sind wir etwas zu früh, die ersten Pflänzlein sprießen, an Ernte ist bei unserem Besuch Anfang Mai aber noch nicht zu denken. Die kommende Pracht zu entdecken, erfordert ein geübtes Auge.
Vom Aussteiger zum Aufsteiger – es blüht und gedeiht in einem Maße, dass ein Geschäft daraus geworden ist.
Maibeere, Baumspinat, schwarze und gelbe Himbeeren, Schnittknoblauch, bunter Jazz Salat, Schnittmangold, Canaster, Asia Salat, Wildkräuter aller Art, im Sommer Auberginen, verschiedene Tomatensorten, Mandarinenmelisse, Erdbeerminze, Ananassalbei, wilder Wermut, Walderdbeeren, aber auch Haselnüsse, Pfirsiche, Mandeln, Kiwi, Olivenkraut und Gewürzfenchel, der blattreiche Salanova – wer mit Peppi durch seinen Obst- und Gemüsegarten kraxelt, wird eine kulinarische Vielfalt entdecken, die Spitzenköche wie Roland Lamprecht vom Forestis ebenso begeistert wie private Hobbyköche, die sich auf die wöchentliche Gemüsekiste freuen, die Peppi ins Haus liefert. Rund sechs Gastronomiebetriebe und 20 Privatkunden versorgt der Quereinsteiger – weit mehr als anfangs gedacht, denn der verwilderte Garten sollte vor allem zum Eigenbedarf auf Vordermann gebracht werden.
Die Natur verstehen: sparsam mit Wasser umgehen, im Winter die Erde abdecken und eine Kräuter- und Blumenwiese für die Insekten lassen
Peppi hat eine feine Antenne. „Selbst viele Südtiroler sehen die Schönheit ihrer Region kaum noch.” Er hingegen ist ein Beobachter der Jahreszeiten, kann sich nicht sattsehen an den Margeriten, Glockenblumen, Gundermann, Pechnelken, Disteln und Schnittlauchblüten, Spitzwegerich, Scharfgarbe und Sauerampfer, die die Wiese zum Anflugziel für Bienen und Schmetterlinge machen.
„Selbst der Russische Bär, der auf der Roten Liste steht, kommt hier vorbei”, freut sich Peppi. „Es ist unsere Aufgabe, den Tieren – vor allem den seltenen – eine Heimat zu geben.”
Die gibt er den Insekten auch im Winter. „Die kargen Böden landwirtschaftlich genutzter Flächen sollten dann mit Stroh abgedeckt werden, damit Kleinstlebewesen einen Unterschlupf finden.”
Mit Wasser geht er sparsam um. „Viele gießen Tomaten zu stark. Dabei setzt die Tomate bei weniger Wasser ihre Energie in die Frucht. Tomaten, die spärlicher gegossen werden, schmecken viel intensiver.”
Am Ende landen wir im Keller von Peppi Öttl – ein Weinkeller-Paradies mit Tropfen aus eigenem Anbau. Vor allem sein Kerner ist verblüffend gut. Die Kreuzung aus Vernatsch und Riesling begeistert durch rassige Würze, Aromafülle und ein fruchtig-feines Bouquet. Dazu Speck, hausgemachte Kaminwurz, Käse und Schüttelbrot. foodhunter ist im Glück, im Glück des „einfach guten Geschmacks.”