Rovereto

Genuss-Hauptstadt im Trentino

Genussoffensive im Trentino.

Die einst „arme Küche” wird neu interpretiert

Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter

Wie in vielen Bergregionen ist auch im Trentino die Geschichte der Küche eigentlich eine kalorienreiche und deftige. „Das Essen musste in erster Linie satt machen nach getaner Arbeit. Speck, Polenta, Brotkugeln, Mais, Kraut, Maronen und Pilze gehörten zu den Zutaten, aus denen Eintöpfe, Aufläufe und andere deftige Gerichte bereitet wurden”, erzählt uns Guiseppe, ein waschechter Roverteraner. Das hat sich geändert. Heute ist sich das Trentino zwar seiner kulinarischen Wurzeln nach wie vor bewusst, interpretiert die Zutaten aber neu und macht sich damit für Genießer und Gourmets interessant.

Im Trentino bestimmt die Natur das Leben – und die Speisekarten. Flüsse, Seen, Wälder, Weingärten, Almwiesen sind eine schwelgerische Schatzkammer. So bietet selbst das nur 40.000 Einwohner zählende Rovereto eine große Bandbreite an kulinarischen Entdeckungen: Allein 10 sternedekorierte Restaurants im näheren Umkreis – u.a. Ghezzi im MART Museum oder Locanda Margon in Ravina di Trento. Dazu zahlreiche Restaurants, die „typisch italienisch” auf moderne Art interpretieren. Seit Corona sind zudem Bio und Nachhaltigkeit mehr in den Vordergrund gerückt und so kommen inzwischen auch Vegetarier auf ihre Kosten. Wir waren zwei Tage in Rovereto: ein Hoch auf das trentiner Dolce vita!

 

Senso Alfio Ghezzi

Sterneküche im MART Museum lockt Gourmets nach Rovereto

Engagement für nachhaltige Gastronomie

Alle Fotos Ghezzi ©Jacopo Salvi

Schade, dass Alfio Ghezzi erst nach dem Dinner aus der Küche kommt. Stets um die Gäste zu verabschieden und zu fragen wie es geschmeckt hat. – Wer das erste Mal im ungewöhnlichen Museumsrestaurant Senso Alfio Ghezzi in Rovereto Platz nimmt, würde manche Teller mit größerer Hochachtung betrachten, wenn er vorab um die Philosophie und das Konzept des sympathischen Kochs wüsste: Die Kunst des Wegnehmens. – Die hat er bei keinem Geringeren als Gualtiero Marchesi gelernt, mit dem er einige Jahre zusammengearbeitet hat. Auch die Vorliebe für klare Präsentation der Gerichte prägt seine kulinarischen Kreationen bis heute – ebenso die Qualität der regionalen Produkte. Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren aus dem Val d‘Ambiez, Safran aus dem Val di Gresta oder Forellen vom Trentiner Züchter „Trota Oro”. Ein Abend im Museumsrestaurant des MART ist daher wahrlich ein ganz und gar ungewöhnliches Sterne-Erlebnis.

Kulinarische Vielfalt

Für Sterne-Esser, Vegetarier und Liebhaber der authentischen Küche

Casa del Pittore

Ultimativer Übernachtungstipp für Rovereto

Berggasthof Maso Palù im Monte Baldo

Der Geschmack der Region

Idyllisch gelegen, hoch oben im Monte Baldo Park und nur über eine lange, sehr romantische Serpentinenstraße erreichbar. Das Maso Palù. Das Restaurant erinnert an eine urige Almhütte und führt diese Gemütlichkeit im Inneren fort.

Die Chefin am Herd ist Emiliana ist so bescheiden wie charmant, verantwortlich für die neu interpretierte regionale Küche, die wahrlich einige Überraschungen bereithält. „Ich will die Aromen des Berges: Wildkräuter, Kastanien, Butter und Bergkäse neu in Szene setzen, ohne dass es übertrieben oder abgehoben wirkt. Einfach nur mit Sorgfalt und etwas Raffinesse zubereiten und dem Rhythmus der Jahreszeiten folgen ”, lächelt sie. – Weshalb sich das Maso-Palù besonders wegen des monatlich wechselnden Degustations-Menüs (4 Gänge 40 €) einen Namen gemacht hat.

Natürlich probieren wir dieses berühmte Menü und parallel einige Speisen à la carte. Noch bevor es losgeht, gibt es eine kleine Brettl-Jause mir Käse, Schinken, Parmesan, Oliven.

Was uns besonders begeistert: Kastanienravioli mit Zucchini und Safran vom Monte Baldo – diese Pasta ist ein himmlisches Vergnügen. Ebenso das Dessert „Terra di Giusto”, weißes Schokoloden-Eis mit Schokoladen-Crumble. Einfach umwerfend und eine absolute to-go-Adresse!

 

 

Abrakadabra... das Maso Palù zaubert

Zum Abschluss ein „magischer Tee”, der die Farbe ändert

Macht Hobbyköche glücklich

Kunstwerkstatt Navarini Rame (Rame = Kupfer)

Navarini wird als Museum aufgeführt, und ja, es gibt tausende von Objekten, die den tiefen Gewölben hängen und stehen, teilweise jahrhundertealt, einzigartig, imposant in Größe und Gewicht. Doch der Familienbetrieb Navarini Rame ist weit mehr als ein Museum, lebendige Handwerkskunst und weltweit einer der renommierten Hersteller von Kupferutensilien und Kochgeschirr.

Pionier dieser Werkswerkstatt ist Pierino Navarini. Seine Geschichte als Kupferschmied beginnt 1949, als er im Alter von sechzehn Jahren in eine Gießerei eintritt, um die Geheimnisse des Gießens. 1954 geht er in die Kupferschmiede seines Onkels , um auch die Kunst des Prägens und Ziselierens zu lernen. 1958 gründet er seine eigene Kupferwerkstatt in Ravina, Das Familienunternehmen produziert Töpfe, Pfannen, Tabletts, Pflanzgefäße und sakrale Objekte.

Als vor allem edles Kochgeschirr aus Kupfer mehr und mehr gefragt ist, beginnt Navarini ab 1990, sich mehr und mehr auf die Herstellung dieser Sparte zu spezialisieren, fertigt für exklusive Restaurants und.Gourmets, oft nach Wunsch in Größe und Design. Heute, in Zeiten, in denen es Hobbyköchen nicht edel genug sein kann, beliefert Navarini die ganze Welt mit ihren individuellen Kupferutensilien und ist ein Familienbetrieb in vierter Generation..Navarini Rame finden Sie in der Via Val Gola, 22 in Trento.

„Kupfergeschirr ist anfälliger für Kratzer und Dellen und sollten daher vorsichtiger behandelt werden: nur mit warmem Wasser und etwas Spülmittel säubern. Spülmaschinen sind tabu. Dafür ist das Material in seiner Optik und seinen Eigenschaften einfach nur großartig”