„Heute ist das gestern von morgen” steht auf der Serviette, in der die Pommes serviert werden. Ein Spruch von Karl Valentin und eines von vielen Details, die das Tegernseer Tal Bräuhaus zu einer charmanten bayerischen Adresse machen.
Autorin Sabine Ruhland,
Fotos ©foodhunter
Die Adresse “Tal” ist für Münchner weit weniger Anlaufstelle als für Touristen. Am einen Ende das Valentin Musäum, am anderen das Tor zum Marienplatz, dazwischen scheinbar nur Ramsch und Food to go.
Es bedarf etwas Insiderwissen, um eine gute Adresse herauszupicken. Das Tegernseer Tal Bräuhaus bietet nicht nur die Spezialitäten vom „Herzoglich Bayerischen Brauhaus Tegernsee” und eine moderne bayerische Küche mit traditionellen Wurzeln.
München ist Hochburg von Spaten, Hacker & Co. Das Bier vom Bräuhaus Tegernsee und das eigenwillige Muospacher Bockfotzn bieten da beste Differenzierungsmöglichkeiten.
Das Tegernseer Tal Bräuhaus ist ambitioniert und hat seine Kompetenz gefunden. Die beginnt mit dem einmaligen Bier abseits des Mainstreams wie Spaten, Franziskaner, Löwenbräu oder Hacker-Pschorr. – Aus dem beschaulichen Tegernseer Tal kommt das Bier und längst haben kundige Genießer schon wegen dieser Gaumenfreude das Tegernseer Tal Bräuhaus für sich entdeckt.
Neben den klassischen Bieren findet sich Spezielles wie das “Hopf Muospacher Bockfotzn” aus Miesbach am Tegernsee. Fast ein Starkbier mit herber Aromatik und intensivem Malzgeschmack. Achtsamkeit sei beim Verzehr angeraten, wir merken schon nach wenigen Schlucken eine beschwingende Wirkung. „Ein grandioses Bier zum Verfeinern von Bratensoßen”, sagt Peter Kinner.
Die Gäste bayerischer Lokale sind längst nicht so gut wie es die bayerische Küche sein könnte ….
Bio-Küche?” Geschäftsführer Peter Kinner zieht die Augenbrauen hoch. „Seit ein Gast einmal ein lausgroßes Tierchen im Bio-Salat entdeckt hat – das war noch zu meiner Zeit im Vinorant Alter Hof – und lauthals das Lokal zusammenbrüllte bin ich geheilt vom Bio-Boom. Die Gäste wollen Bio, aber aussehen soll es wie aus der Fabrik und kosten soll es so wenig wie nur möglich. Wir achten auf eine gute Qualität, das ist unser Anspruch.”
Das Essen ist bayerische Küche modern interpretiert – bayerisches Bisonpflanzerl, Schnitzel vom Kuheuter, Weißbier-Tiramisu
Das Kuheuter ist ein ziemlicher Brocken, der da in der zum Wässern in dem riesigen Topf ruht. Wir stehen in der Küche und blicken auf das wabbelige weiße Ding. Gewöhnungsbedürftiger Anblick. Peter Kinner nickt.
Sehen Sie, so ist das mit dem Tierschutz, dem Bio-Gedanken und Weltverbesserungsanschauung – bei diesen Dingen will dann keiner mehr mitmachen.”
Euter, Lüngerl, Hirn, Zunge und Herz – kaum noch etwas davon landet auf den Tellern. “Nur die Filestücke wollen alle haben, aber die bitte schön in Bioqualität. Ist doch verrückt!” Recht hat er, der Peter Kinner.
Chefkoch Robert Tomberger lächelt. „Keine Bange, wenn wir das Euter verarbeitet haben, werden ihre Augen und dann ihr Gaumen entscheiden.” In der Tat, selbst bei der Eröffnung, den Gästen als Fingerfood gereicht, herrschte Begeisterung angesichts der scheinbaren, kleinen Schnitzel – bis man die Gäste aufklärte, was sie da eigentlich essen. Dann war’s plötzlich vorbei mit der Begeisterung. Dabei schmeckt Euter, erinnert ein bisschen an Huhn, aber kaum einer bestellt es. “Wir hatten schön Mühe überhaupt einen Metzger zu finden, der uns Euter liefert.”
Neben Euter und Lüngerl kocht Tomberger modern-bayerisch. Neben Fleischpflanzerl klassisch oder bayerischen Bison offeriert das Tegernseer Tal Schweinshaxe Bauernente, Braten-Gröstl, Pulled Pork Burger oder Bayernburger mit Bison …. bleibt uns nur Ihnen ganz bayerisch “an Guadn” zu wünschen.
Das Beste zum Schluss: das Tegernseer Tal hat 7 Tage die Woche von ab 9.30 geöffnet.
Tegernseer Tal Bräuhaus
Tal 8
80331 München