Neben der Rauchkuchl hat Theresia Bacher eine Alm im Salzburger Land. Für Gäste offen, für tiefer gelegte Luxus-Boliden nicht zu erreichen. Himmelweit oben, liebevoll eingerichtet, ohne Fernseher. Am Ende der Welt, dafür mit Murmeltieren vorm Haus, Wildkräutern im Vorgarten und Preisebeeren, die am Wegesrand wachsen, um sich dann, in Theresias Rauchkuchl in Stuhlfelden in herrliche Preiselbeernudeln zu verwandeln.
Autor Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Theresia Bacher ist Naturkind durch und durch, wenn sie nach ihren „Schatzis“ schreit, dann, man mag es kaum glauben, spitzeln aus felsigen Höhlen die Murmeltiere hervor. Langsam kraxeln wir mit der resoluten Köchin die Berge oberhalb ihrer Alm empor. Still ist es. Neugierige Kühe traben hinter uns her. Endlich ein bisschen Preiselbeer-Gestrüpp neben uns. Allerdings in rund anderthalb Metern Höhe. Hätte Theresia nichts gesagt, wir wären achtlos daran vorbeigelaufen.
„Auf geht’s“, sagt sie und kämpft mit den Tücken des kleinen, aber steilen Hanges. Auch wir müssen da rauf, denn dort wachsen sie, die Preiselbeeren, die säuerlichen Vitaminbomben, wegen denen wir herauf gekommen sind. Das Pflücken ist mühsam. Drei Stellen müssen wir aufsuchen und erklimmen, bis wir genügend zusammenhaben. Dann geht es bergab. Runter ins Tal, der Förster fährt uns, denn die Serpentinenstrecke ist endlos. Unten wird in der guten Stube das Feuer entfacht, ein offenes, gedacht zum Kochen.
Wir sind in der Rauchkuchl in Schwaigerlehen-Berngarten, geborgen im Gebälk eines 500 Jahre alten Hauses.
In der Rauchkuchl kocht Theresia für ihre Gäste, nicht immer, schließlich ist das kein offizielles Restaurant, es gibt kein Schild, keine Speisekarte, keinen Kellner, keine Öffnungszeiten. Nur Theresia Bacher und ihre Familie, die uns willkommen heißt wie liebe Freunde. Weitere Gäste kommen und schnell ergibt sich ein reger Austausch zwischen Hessen und Wien, der Pfalz und Osnabrück. Ein Hochzeitspaar ist angereist. Erster Jahrestag. Die anderen sind Kletterer und wieder andere Nachbarn, zwei Häuser weiter. „Man muss ja mal raus aus dem Alltag.“
Nach dem Aperitif im Hof findet sich alles in der Stube wieder. Das Feuer prasselt. Naja, a bisserl Rauch hat’s auch. Theresia hantiert mit einer schweren, gusseisernen Pfanne, zwei Kilo Butter, fünf Kilo Schwammerl, mit Dutzenden Fischen und Bergen von Kartoffeln. Schließlich wollen drei Gänge serviert werden. So bodenständig-einfach ihre Küche ist, so beliebt ist sie, vor allem bei Spitzenköchen, die zwischen Amuse-Bouche und Nouvelle Cuisine ab und zu was Handfestes brauchen. Wer schon alles hier war, die Fotos an den Wänden erzählen es.
Gespannt warten wir aufs Dessert. Preiselbeernudeln, mit unseren gepflückten Beeren. Wir werden nicht enttäuscht und bekommen eine Süßspeise, von der selbst die schöne Schlanke uns gegenüber einen Nachschlag verlangt.
Müde und satte Gäste können im Haus übernachten. Vier Zimmer gibt es. Knarzende Dielen, Gemeinschaftsdusche und Betten, deren hölzerne Pfosten sicher viel zu erzählen hätten. Das Frühstück nimmt die Gästeschar gemeinsam am großen Tisch ein. 14 Leute haben spielend Platz und seit dem vorherigen Abend ist zwischen Pfalz und Osnabrück, ist ohnehin das ein oder andere Du entstanden. Die Familie Bacher gesellt sich dazu. Es wird gelacht, gegessen – fast alle Zutaten von der Alm. Schöner könnte ein Sonntag nicht beginnen.
Wer den ursprünglichen Genuss selbst erleben möchte, muss vorher bei Theresia nachfragen, wann sie in ihrer Stube das Feuer entfacht, Tel. 0043/(0)6562/5118.